Bauschäden an Fachwerkhäusern vermeiden
Ein Fachbeitrag von Samuel Schneider baubeaver.de
Renovierung eines Fachwerkhauses? Klingt nach viel Arbeit!
Ist es auch.
UND: ja, man kann bei der Renovierung eines Fachwerkhauses auch einiges falsch machen!
Deshalb hier die drei grundsätzlichen Gebote die bei allen Renovierungen solch wertvoller „Antiquitäten“ gilt.
- genaue Schadensanalyse
- richtige Baustoffe
- richtige Dämmung
Was genau bedeutet das alles?

Gebot 1: genaue Schadensanalyse
Das Fachwerk sieht von außen richtig gut aus. Vielleicht genügt ja nur ein neuer Farbstrich?
FALSCH!
Das Fachwerk das gerade vor dir steht musste über Jahrhunderte verschiedensten Witterungen und Nutzungen standhalten.
Diese Beanspruchungen der Bausubstanz sorgen für Verformungen, Brüche, Risse oder Zersetzung. Es kann auch sein, dass Verbindungmittel durch Korrosion beschädigt sind.
Durch alle diese Schäden verliert das gesamte Gebäude an Tragfähigkeit, Standsicherheit und Stabilität.
Welche Beanspruchungen haben in den letzten Jahren auf dein Haus eingewirkt?
Wenn du das nicht weißt, solltest du es zuerst herausfinden.
Schadensursachen können in vier Beanspruchungsarten aufgeteilt werden.
Mechanische Beanspruchungen
Dabei handelt es sich hauptsächlich um statische Überanspruchungen.
Das kann durch eine zu große Nutzlast passieren. Aber auch wenn Schädlinge das Holz angegriffen haben und so der Querschnitt geschwächt ist.
Wie kannst du herausfinden, ob mechanische Beanspruchungen vorliegen?
Meist kannst du das schon an durchgebogenen oder anders verformten Balken erkennen. Wenn du dir nicht sicher bist, kannst du auch durch Abklopfen prüfen, ob eine mechanische Beanspruchung vorliegt. Ist dem so, wird ein Brummton hörbar.
Biologische Beanspruchungen
Dabei handelt es sich um Schäden durch Pilze oder tierische Schädlinge. Feuchtigkeit begünstigt einen solchen Befall. Deshalb ist meist im Bereich der Übergänge zum Fundament oder zum Dach solche Schäden zu finden.
Wie kannst du herausfinden, ob biologische Beanspruchungen vorliegen?
Wenn holzzerstörende Pilze im Gebälk sind, kannst du das schnell an „Würfelbruch“ feststellen. Das Holz beginnt sich zu zersetzen und bricht in würfeligen Stücken auseinander.
Tierische Schädlinge kann man oft durch „Fraßgänge“ entdecken, längliche Vertiefungen im Holz.
Da es sich bei diesen Beanspruchungen um teilweise sehr ernste Bauschäden handelt, solltest du gut auf solche Anzeichen achten.
Mancher Pilzbefall kann sogar nach langen pilzfreien Zeiten wieder ausbrechen.
Chemische Beanspruchungen
Auch Holz kann korrodieren. Das geschieht als Reaktion auf andere Stoffe in der Umgebung. Auch die UV-Strahlung der Sonne tut da ihren Teil.
Wie kannst du herausfinden, ob chemische Beanspruchungen vorliegen?
Du erkennst eine chemische Beanspruchung an der äußerlichen Zersetzung des Holzes.
Materialspezifische Beanspruchungen
Solche Schäden beinhalten Schwindrisse und auch Verwitterung. Diese Art der Beanspruchung hat oft keinen Einfluss auf die Tragfähigkeit des Hauses, muss aber auch berücksichtigt werden.
Wie kannst du herausfinden, ob materialspezifische Beanspruchungen vorliegen?
Meist erkennst du schon von außen Risse oder Verwitterung.

Gebot 2: richtige Baustoffe
Am besten nutzt du die modernsten Baustoffe die der Baumarkt zu bieten hat. Die entsprechen dem neuesten Stand der Technik. Und schließlich willst du ja das Haus modernisieren.
FALSCH!
Müssen Balken ausgetauscht werden, solltest du dich gut über das passende Holz informieren. Nicht jedes Holz eignet sich dafür.
Für die Ausfachung eigenen sich Ziegelsteine, Stakung mit Lehmbewurf, Natursteine oder Mauersteine. Möglich ist auch die Ausführung wie bei dieser Familie mit Lehmsteinen.
Noch weitere ausführlicherere Informationen dafür findest du in unserem Artikel „Fachwerkhaus“ auf baubeaver.de.

Gebot 3: richtige Dämmung
Du hast schon einmal etwas von einer Dampfbremse gehört. Diese soll verhindern, dass sich Wasserdampf bildet. Das muss unbedingt auch in das Haus eingebaut werden.
FALSCH!
Was für ein modern gebautes Haus gilt, trifft noch lange nicht auf ein antikes Fachwerkhaus zu.
Eine Ausfachung mit einer Stakung mit Lehmbewurf sollte beispielsweise immer einen diffusionsoffenen Wandaufbau haben. Das bedeutet, dass die Wand atmen kann.
In den meisten Fällen kannst du zwischen einer Innendämmung oder einer Außendämmung wählen. Jede hat ihre Vor- und Nachteile.
Fazit
Wie die einzelnen Punkte zeigen, kommt es nicht darauf an, ob ein Balken von außen stabil aussieht. Zuerst muss eine gründliche Schadensanalyse durchgeführt werden.
An einem alten Fachwerkhaus kannst du nicht überall moderne Baustoffe einsetzen. Gerade für die Ausfachung sollten natürliche Werkstoffe wie Ziegelsteine oder Lehm genutzt werden.
Welches die richtige Dämmung für dein Fachwerkhaus ist, musst du ganz individuell selbst prüfen. Wichtig ist, dass deine Wand atmen kann.
Mehr Informationen über das Fachwerkhaus findest du hier „Fachwerkhaus“ auf baubeaver.de